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Die Reise nach Namibia

Lektoratsgutachten des August von Goethe Literaturverlags, Abschrift

Gutachter:  Dr. Matthias Deußer

 

Autor: Günter Maria Langhaus (Pseudonym)

Titel: Die Reise nach Namibia

Genre: Roman

Verlag: August von Goethe Literaturverlag

ISBN: 978-3-8372-1483-3

 

Bei dem vorliegenden Manuskript mit dem Titel „Die Reise nach Namibia“ handelt es sich um einen Roman, der zwei klassische Motive der Literatur auf kunstvolle Weise miteinander verknüpft:

Liebesgeschichte und Reiseerzählung.

Vor dem Hintergrund fremdländischer und exotischer Schauplätze entfaltet sich im Rahmen der Reise ein obsessives Beziehungsgeflecht zwischen den Geschlechtern, das die Liebe in ihren unterschiedlichen Facetten  - Schmerz, Leidenschaft, Gewalt, Begierde, Erniedrigung, Unterwerfung, Wut – darstellt.

Die Handlung dreht sich um eine abenteuerliche Autoreise von Lübeck nach Namibia, die den Ich-Erzähler, einen Biologen und Botaniker, der an einem Forschungsprojekt beteiligt ist, und eine Frau, die in seiner Lieblingskneipe arbeitet und sich spontan anschließt, zusammen führt. Der Blick in die Reiseliteratur verdeutlicht, dass das Aufbrechen an einen anderen Ort, die Dynamik des Unterwegsseins und die Begegnung mit anderen Kulturen, den Reisenden verändern kann, und auch in diesem Roman erleben beide Protagonisten ihre persönlichen Wandlungen, denn am Ende entdecken sie über ihre körperlichen Bedürfnisse ihre wahren Gefühle füreinander.

Der Aufbau des Romans entspricht dem Verlauf der Reise, die durch Europa und etliche afrikanische Länder bis zum Moment des Ankommens am Zielort Namibia führt, d.h. über 53 Kapitel nimmt der Leser intensiv Anteil an der Entwicklung dieser verhängnisvollen Beziehung und erhält in kurzen, skizzenhaften Einschüben Einblick in die topographischen und sozio-kulturellen Gegebenheiten der jeweiligen Aufenthaltsorte der Reiseroute.

Der Roman legt den inhaltlichen Schwerpunkt auf die erotische Beziehung des Ich-Erzählers und seine Reisbegleiterin, die durch körperliches Begehren und Ausleben sexueller Sehnsüchte und Phantasien gekennzeichnet ist. Dabei rückt mehr und mehr eine komplexe Frauenfigur in den Vordergrund, die sich dem Mann hingibt wie sie sich ihm im nächsten Moment entzieht, die sich unnahbar und spröde zeigt, um im nächsten Moment als Nymphomanin den Mann als Objekt und Vehikel ihrer ureigenen Triebe und Bedürfnisse zu benutzen. Sie umgibt eine Aura des Geheimnisvollen, die sich erst nach und nach im Verlauf der Reise lüftet und eine vielschichtige Identität zum Vorschein bringt.

Ein wesentliches qualitatives Merkmal des Romans ist seine Sprache, d.h. die Kommunikation der Protagonisten. Deren Sprache ist lustbetont, vulgär, deftig, kennt keine Scham, keine Tabus wenn es um das Aussprechen und Ausleben der Leidenschaften und Phantasien geht; sie scheut sich nicht vor der detaillierten Schilderung sexueller Handlungen, die sich im Gegenzug aber auch verletzlich und zart , feinfühlig und reflexiv darstellt in den Szenen in denen der Ich-Erzähler über die Frau nachdenkt und sich seine wirklichen Gefühle eingesteht oder die Protagonistin Einblick in ihre deformierte Persönlichkeit gibt. Der Leser wird dabei vom Autor nicht zum Voyeur degradiert, sondern erfährt den Text als sinnliches Erlebnis, das in seine Vorstellungskraft eingeht.

Der Roman ist zwar aus der Perspektive des (männlichen) Ich-Erzählers geschrieben, aber in der schonungslos offenherzigen Darstellung dieser ambivalenten Frauenfigur, die zwischen ihrer Lust und den gesellschaftlichen Konventionen schwankt, die Befriedigung sucht, aber niemals die Kontrolle verlieren will, die einerseits (in ihrem Job) eine Rolle spielen muss und Sexualität als Weg aus ihrem „Gefängnis des normalen“ Lebens sieht, gesellt sich der Roman in die Reihe aufsehenerregender erotischer Texte und zeitgenössischer Gegenwartsliteratur wie z.B. „Shades of Grey“-Trioligie der britischen Autorin E.L. James, der französischen Autobiographie „La vie sexuelle de Catherine Millet“ (2001) von Catherine Millet oder erinnert auch an das Meisterwerk der österreichischen Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek „Die Klavierspielerin“ (1983).

Mit der Figur der Manuela untermauert der Autor ein Frauenbild, das durch obige Texte etabliert wurde, von der selbstbewussten, emanzipierten Frau, die sich nicht auf feste Bindungen und Beziehungen einlassen kann oder will, die sich aber ihre Sehnsüchte erfüllen möchte und dafür die Widersprüche in ihrer Biographie und Identität in Kauf nimmt – für den Preis des Ausbruchs aus einem von männlichen Perspektiven dominierten Rollenverständnis.

 

Fazit:

Bei dem Werk „Die Reise nach Namibia“ handelt es sich um einen bemerkenswerten Roman, der als Plädoyer für eine freie Erotik gelesen werden kann, der Liebe als hochgradig komplexes Geflecht  aus Anziehungs- und Abstoßungseffekten beschreibt und das Sprechen über Sexualität enttabuisiert. Damit wird ein gleichermaßen zeitloses wie universelles Thema behandelt, das einen breiten Leserkreis anspricht.

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